Ein Schwof in die Vergangenheit – tauchen Sie mit uns ab in die Historie der allmineral

Erfahren Sie jetzt mehr über die Entstehung von allmineral. Viele spannende Infos und Erzählungen im Interview mit Dr. Heribert Breuer.

„Das war natürlich ein Überding“

Dr. Heribert Breuer (†), zum Zeitpunkt des Interviews 69, hat das Unternehmen allmineral vor mehr als 30 Jahren gegründet. Im damaligen Interview blickt er auf die Firmengeschichte zurück und spricht über die größte Setzmaschinenanlage der Welt, Kohle im Beton am Niederrhein und dem, was die allmineral auszeichnet.

Interview: Ende 2019

Herr Dr. Breuer, vor drei Jahren haben Sie sich aus der Geschäftsführung von allmineral zurückgezogen. Weiterhin sind Sie als Berater für die Firma tätig. Ist es Ihnen schwergefallen, mehr in den Hintergrund zu treten?

Nein, ich konnte gut loslassen. Mit 66 Jahren war es kein Problem, in die zweite Reihe zu treten. Es macht mir Spaß, in anderer Funktion weiterzuarbeiten und mein Wissen in der Technik und im Vertrieb einzubringen. Das ist eine gute Lösung.

allmineral hat sich in drei Jahrzehnten zu einem der Weltmarktführer in der Aufbereitung von Erz, Kohle, Kies, Sand und auch von sekundären Rohstoffen entwickelt. Was hat den Anstoß gegeben, die Firma zu gründen?

Ich war zuvor Hauptabteilungsleiter bei der MAN Gutehoffnungshütte in Oberhausen. Im Wesentlichen waren wir in der Kohleindustrie tätig, für die wir Aufbereitungsmaschinen und -anlagen gebaut haben. Eines Tages kam ein Kieswerksbetreiber vom Niederrhein auf uns zu und fragte, ob unsere Technik auch zur Reinigung von Kies geeignet sei. Entlang des Rheins haben sich die Flussläufe über Millionen von Jahren ja immer wieder verschoben. Wälder wurden überflutet und mit Kies und Sand bedeckt. Durch Druck und Wärme wandelte sich das Holz in eine Art Kohle. Säubert man das Material nicht, brechen die Kohlepartikel später an der Oberfläche aus, wenn man Kies und Sand zu Beton verarbeitet. Es entstehen Löcher, die an ausgewaschene braune Nasen erinnern. Solche Schäden wollen Hersteller natürlich vermeiden, daher die Notwendigkeit, diese sogenannten organischen Verunreinigungen von Kies und Sand zu trennen.

Ließ sich die Technik aus der Steinkohle übertragen?

Im Prinzip schon. Aber Maschinentechnik musste angepasst werden, und dies gelang! Der Kunde meinte, die Kiesindustrie warte auf eine solch einwandfreie Lösung. Ich habe mich im Markt umgehört, der Bedarf schien wirklich groß zu sein, und damit gab es ein enormes Potenzial für ein neues Geschäftsfeld. Für einen Konzern wie MAN, der seinerzeit im Industrieanlagenbau zig Projekte mit Volumina von mehreren hundert Millionen D-Mark abwickelte, waren die deutlich kleineren Projekte zur Aufbereitung von Kies und Sand aber nicht wirklich lukrativ.

Also sind Sie eigene Wege gegangen?

Ja, unser Kunde Klösters hatte die Idee, mit dem technischen Know How eine eigene Firma zu gründen. Aber es war ein kapitalintensives Geschäft. Daher haben Klösters und ein weiterer Partner je 37,5 Prozent und ich 25 Prozent an der Firma übernommen, die wir schließlich im März 1988 gegründet haben: die allmineral Aufbereitungstechnik GmbH & Co. KG. Mit rund zehn Mitarbeitern sind wir in Duisburg gestartet, wobei das Kernteam aus früheren Kollegen bestand, die wir unter anderem von der MAN übernahmen. Und dann haben wir losgelegt, Restaufträge für die MAN abgewickelt und uns auf Aufträge aus der Kies- und Sandindustrie gestürzt.

Wie sind Sie auf den Firmennamen allmineral gekommen?

Ein Partner war damals die Firma Ackermans, die in unterschiedlichen Branchen unterwegs war und Unternehmen wie die Supermarktkette allkauf und allbeton für die Betonsparte betrieb. So kamen wir auf allmineral, was für unser Geschäftsfeld sehr passend war. Es ist einfach auszusprechen, kein Zungenbrecher und auch in anderen Sprachen leicht verständlich.

Hatten Sie den internationalen Markt damals schon im Blick? 

Ja. Vor allem für die Steinkohle, die wir nicht aufgeben wollten. Aber auch national haben sich nach dem Fall der Mauer im Jahr 1989 neue Möglichkeiten ergeben. Wegen des Baubooms wurden Rohstoffe in guter Qualität in den neuen Bundesländern benötigt. Westeuropäische Investoren übernahmen damals Werke in der Kies- und Sandindustrie und ersetzten die abgewirtschafteten Altanlagen. Viele Aufträge erhielten wir aus dem Magdeburger Raum, aus Brandenburg, Leipzig, also immer entlang der Elbe, die eine ähnliche Problematik mit Verunreinigungen aufwies wie der Rhein. Zunächst haben wir einzelne Maschinen gebaut, später ganze Anlagen. Wir hatten ja das Know How; Komponenten wie Pumpen, Siebmaschinen und Förderbänder haben wir zugekauft und die Anlage rund um das Kernstück – unsere Setzmaschine, die alljig® – entworfen.

Haben sich nach dem Mauerfall auch neue Märkte in Osteuropa aufgetan?

Ja, das begann schon 1990. Wir haben eine ganze Reihe Setzmaschinen und Flotationsanlagen in den polnischen Steinkohlebergbau geliefert. Da konnten wir auf unsere Erfahrungen aus der Kohleaufbereitung zurückgreifen, vor allem mit der alljig®. Sie trennt die leichte Kohle von schweren Bergen, also Steinen, um den Aschegehalt der Kohle auf internationale Standards zu senken. Unsere alljig®-Maschinen sind nach wie vor sehr erfolgreich weltweit im Einsatz; ebenso wie der allflux®, den  wir ursprünglich für die Kies- und Sandindustrie entwickelt haben, heute aber auch für Erz, Kohle und andere Rohstoffe einsetzen.

Auch in den USA ist allmineral schon lange im Geschäft. Wie haben Sie die Kontakte vom Niederrhein aus geknüpft?

Das begann Ende der 1980er-Jahre durch die enge Zusammenarbeit mit einem Vertreter vor Ort, der sich bestens im Markt auskannte. Dies führte schließlich zur Gründung einer eigenen Tochtergesellschaft in den USA. Im Ausland spielen neben der Qualität der Produkte die Kontakte des Vertreters eine entscheidende Rolle. Das hat sich auch in Polen und später in vielen anderen Ländern gezeigt, in denen wir aktiv wurden, sodass es auch in diesem Segment zu einer Internationalisierung kam. Außerdem erhielten wir Aufträge aus der Recycling-Industrie, um Leichtstoffe aus Bauschutt zu entfernen und kontaminierte Böden zu säubern – ein weiteres Geschäftsfeld, das uns bis heute erhalten geblieben ist.

Seit Ende der 1990er-Jahren hat allmineral seine Technik auch in der Aufbereitung von Eisenerz eingesetzt. Was hat den Ausschlag dafür gegeben?

Als aufgrund einer Marktsättigung weniger Aufträge aus dem Kies- und Sandbereich kamen, haben wir zunehmend Techniken für die Aufbereitung von anderen Rohstoffen, etwa Eisenerzen, entwickelt. Wir bekamen eine Anfrage aus Australien für eine Begutachtung und spätere Neulieferung von Setzmaschinen, um minderwertiges Gestein von hochwertigem Erz zu trennen. Das war der Einstieg in einen neuen Markt. Wichtige Schritte waren zudem, dass wir 1997 in Südafrika eine Tochtergesellschaft für den Vertrieb gegründet sowie ein Konstruktionsbüro mit Fertigungsüberwachung im polnischen Breslau eröffnet haben.

Neue Standards hat allmineral um die Jahrtausendwende auch mit trocken arbeitenden Setzmaschinen gesetzt. Welchen Vorteil bieten sie?

Die Anforderung dazu kam aus den USA: Im Kohletagebau blieb seinerzeit nach dem Abtragen von Grenzschichten ein Gemisch als Abfall übrig, in dem neben Gesteinsmassen noch viel Kohle enthalten war. Wir sollten daraus die Restkohle gewinnen. Daher haben wir unsere Luftsetzmaschine, die allair®, entwickelt, die ohne Wasser arbeitet, was anlagentechnisch einfacher ist. Durch einen pulsierenden Luftstrom trennt die Maschine leichtes von schwerem Material. Ein weiterer Vorteil ist, dass keine Schlämme entstehen, die entsorgt werden müssen.

Das Verfahren ist also umweltfreundlicher?

Ja, auch kostengünstiger. Aber es gibt auch Nachteile, weil die Maschine ein paar Prozent weniger an Kohle herausholt als eine, die mit Wasser arbeitet. Nachdem wir im Jahr 2002 die erste Luftsetzmaschine in Betrieb genommen hatten, war die Nachfrage sehr groß: in den USA und Kolumbien und neben weiteren Ländern auch in Spanien, wo wir die weltweit größte Trockenaufbereitung für Kohle mit zwölf allair®-Maschinen ausgerüstet haben. Hinzu kam dann Indien. Dort haben wir ein Lizenzabkommen mit einem Partner geschlossen, der unsere Maschinen nach unseren Zeichnungen und mit unserer Unterstützung für den indischen Markt gebaut und vertrieben hat. Das war auf Anhieb sehr erfolgreich. Über diesen Kontakt wurde die Frage an uns gerichtet: Was macht ihr denn sonst noch? Da kamen wieder die nassarbeitenden Verfahren für die Kohle- und Erzaufbereitung ins Spiel, mit denen wir danach auch in Indien äußerst erfolgreich waren.

War es ein Risiko, die Zeichnungen aus der Hand zu geben?

Nein, wir hatten einen vertrauenswürdigen Partner und bereits viele Aufträge gemeinsam abgewickelt. Später, im Jahr 2009, haben wir mit der allmineral Asia ein Joint Venture gestartet, um unsere Produkte und die des indischen Partners gemeinsam zu vermarkten. Parallel haben sich die Geschäfte auch in Südafrika gut entwickelt – 2006 bekamen wir einen Riesenauftrag für die Eisenerzaufbereitung. Mit einer Fördermenge von 4.000 Tonnen pro Stunde und 24 alljig®-Maschinen ist sie bis heute die größte Setzmaschinenanlage der Welt. Das war natürlich ein Überding!

Da hat das Ingenieursherz höher geschlagen? 

Schon. Wenn man eine solche Anlage in Betrieb nimmt, weiß man auch um die Verantwortung. Hätte die Anlage nicht funktioniert, wäre es eine komplette Fehlinvestition gewesen. Aber, Gott sei Dank: Es lief. Bis heute arbeitet die Anlage zuverlässig mit unserer Technik.

Was waren die wegweisenden Entwicklungen bei allmineral in den vergangenen zehn Jahren?

Wir waren weiterhin weltweit sehr erfolgreich. Vor allem in Indien und Australien waren unsere Techniken stark gefragt, wir bekamen große Aufträge in der Aufbereitung erst von Eisenerz, später kamen weltweit Aufträge zur Aufbereitung von Mangan- und Chromerzen hinzu. Eine Veränderung brachte zudem das Jahr 2011 mit dem Verkauf von allmineral an die Schmidt Kranz Gruppe aus Velbert und deren Tochterfirma, dem Dülmener Unternehmen HAZEMAG.

Was waren die Gründe dafür?

Es lag daran, dass meine Mitgesellschafter deutlich älter waren als ich und sich zurückziehen wollten. Wir haben uns schließlich für die Schmidt Kranz Gruppe mit HAZEMAG entschieden, weil wir einerseits so weiterarbeiten wollten, wie wir es gewohnt waren. Andererseits gab uns das die Möglichkeit, gemeinsam als Gruppe aufzutreten, um größere Projekte erfolgreich umzusetzen. Stück für Stück sind wir in die Unternehmensgruppe hineingewachsen. Und es hat sich gezeigt: Es war der richtige Schritt.

Hat es Ihnen etwas von der Verantwortung als Chef genommen?

Nein, für das eigentliche Geschäft bleibt man als Geschäftsführer immer in der Verantwortung. Am Ende muss man zusehen, dass das Unternehmen funktioniert.

Was zeichnet allmineral heute aus?

Wichtig ist mir, dass im Laufe der Jahre mit unseren Auslandstöchtern und regionalen Partnern eine allmineral-Familie entstanden ist. Wir arbeiten eng zusammen, was großes Vertrauen schafft und sicher auch im Markt anerkannt ist. Wenn ein solches Arbeiten von Erfolg gekrönt ist, wie es häufig der Fall war, ist das auch eine Bestätigung der eigenen Arbeit. Ich habe die Eigenständigkeit und Unabhängigkeit bei Entscheidungen immer genossen – und das zeichnet die Firma nach wie vor aus.
 
Zur Person
Dr.- Ing. Heribert Breuer war Geschäftsführer von allmineral von 1988 bis 2016. In dieser Zeit hat sich der Anlagenbauer aus Düsseldorf weltweit als Spezialist für die Aufbereitung von Erz, Kohle, Kies und Sand sowie sonstiger primärer und sekundärer Rohstoffe etabliert. Schnell sicherte sich allmineral seine internationale Marktposition, expandierte in neue Märkte und setzte mit effektiven und höchst produktiven Anlagen und Maschinen neue Standards.
 
Dr.- Ing. Heribert Breuer ist im Februar 2020 verstorben und wird seiner Branche und der Firma allmineral für immer unvergessen bleiben.

 

 

Jetzt E-Mail senden an:head(at)allmineral.com
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